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Zeche Zollverein Deutscher Wortschatz
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Die Zeche Zollverein, auch „Eiffelturm des Ruhrgebietes“ genannt, war ein von 1851 bis 1986 aktives Steinkohlebergwerk in Essen.
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Die Zeche Zollverein, auch „Eiffelturm des Ruhrgebietes“ genannt, war ein von 1851 bis 1986 aktives Steinkohlebergwerk in Essen. Benannt wurde sie nach dem 1834 gegründeten Deutschen Zollverein. Sie ist heute ein Architektur- und Industriedenkmal. Gemeinsam mit der unmittelbar benachbarten Kokerei Zollverein gehören die Schachtanlagen 12 und 1/2/8 der Zeche seit 2001 zum Welterbe der UNESCO. Zollverein ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur und Standort verschiedener Kultureinrichtungen sowie der Folkwang Universität der Künste.

Das Hauptgelände der Zeche Zollverein mit den Anlagen Schacht 12 und Schacht 1/2/8 liegt im nordöstlichen Essener Stadtteil Stoppenberg, unmittelbar angrenzend an die Stadtteile Katernberg und Schonnebeck. Es befindet sich zwischen den Straßen Gelsenkirchener Straße, Fritz-Schupp-Allee, Arendahls Wiese und Haldenstraße. Der Haupteingang mit dem bekannten Blick von vorne auf das Doppelbock-Fördergerüst liegt an der Gelsenkirchener Straße. Benachbart zwischen Arendahls Wiese, Köln-Mindener Straße und Großwesterkamp liegt die Kokerei Zollverein. Die drei Anlagen gehören seit 2001 zum Gesamtensemble des Welterbes.

Die Anlage Schacht 3/7/10 liegt in rund einem Kilometer Entfernung östlich davon an der Straße Am Handwerkerpark im Stadtteil Katernberg.

Die Anlage Schacht 4/5/11 befindet sich etwa zwei Kilometer nördlich vom Hauptgelände an der Katernberger Straße im Stadtteil Katernberg. Heute nutzt das Gründungs- und Unternehmenszentrum Triple Z die ehemaligen Zechengebäude.

Die Anlage ♁Schacht 6/9 befand sich rund einen Kilometer südlich vom Hauptgelände zwischen den Straßen Gelsenkirchener Straße, Im Natt und Hallostraße. Sämtliche Gebäude und Anlagen wurden mit der Aufgabe des Südfeldes 1979 abgerissen; heute ist die Fläche von Wald und Neubausiedlungen bedeckt.

Die Halden der Zeche Zollverein befinden sich in den umliegenden Essener Stadtteilen Stoppenberg und Altenessen (Schurenbachhalde) sowie in Gelsenkirchen-Feldmark[1].

Wandel von Industriestruktur zur Industriekultur

Nach der Stilllegung 1986 kaufte das Land Nordrhein-Westfalen der Ruhrkohle AG das Gelände von Schacht XII ab, das bereits zur Stilllegung unter Denkmalschutz stand.[4] Die Gesamtfläche der Zeche Zollverein ist das flächenmäßig größte Denkmal der Stadt Essen.[5] In den folgenden Jahren wurde das Gelände von Schacht XII saniert. Die Bauhütte Zeche Zollverein Schacht XII GmbH beendete im Jahr 1999 ihre Sanierungstätigkeit. Von 1998 bis 2008 waren die dazu gegründete Entwicklungs-Gesellschaft Zollverein mbH (EGZ), die Stiftung Zollverein und die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur für den Erhalt und die Nutzung der stillgelegten Anlagen zuständig, seit 2008 sind diese Aufgaben in der Stiftung Zollverein gebündelt. Am 14. Dezember 2001[6] wurden die Schachtanlagen 12 und 1/2/8 sowie die Kokerei Zollverein in die Liste des UNESCO – Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen.

Die Ernennung zum UNESCO-Welterbe 2001 war der Beginn für den weiteren Ausbau des Geländes: Der Architekt Rem Koolhaas entwickelte mit seinem Rotterdamer Office for Metropolitan Architecture 2001/2002 den Masterplan für die Umgestaltung des Standortes in einen lebendigen Kultur- und Wirtschaftsstandort.

Im Herbst 2003 schrieb die Entwicklungsgesellschaft Zollverein zusammen mit der damaligen Essener Verkehrs-AG einen regionalen Designwettbewerb aus. Gesucht wurde ein entsprechendes „Zollverein-Design“ für die Straßenbahnlinie 107, die von Gelsenkirchen in den Essener Süden fährt und am Zollverein-Gelände hält. Aus den besten zehn von insgesamt 44 Einsendungen wählten die Leser des Magazins Zollverein 31/8 im Januar 2004 in Übereinstimmung mit der Jury den Entwurf des Büros Freiwild Kommunikation.

Im Sommer 2006 wurde der aufwändige Umbau der Kohlenwäsche nach Entwürfen der Arbeitsgemeinschaft OMA/Böll, bestehend aus dem niederländischen Architekturbüro OMA durch Floris Alkemade und dem Essener Architekturbüro Heinrich Böll, nach knapp drei Jahren abgeschlossen. Das Architekturbüro Heinrich Böll sanierte zum Beispiel den repräsentativen Teil des Zechenensembles und übernahm Werkplanung und Ausführung für das SANAA-Gebäude. Das Architekturbüro Böll gilt als eines der einflussreichsten Büros im Bereich der Sanierung industrieller Anlagen im Ruhrgebiet. Heinrich Böll ist der Neffe des gleichnamigen Schriftstellers. Die umgebaute Kohlenwäsche von Schacht 12 beherbergt das Besucherzentrum Ruhr der Route der Industriekultur und das Ruhrmuseum. Die authentisch erhaltenen Anlagen von Zeche und Kokerei sind heute als Denkmalpfad Zollverein erschlossen. Eine neue, gestalterisch an die bestehenden Bandbrücken angelehnte 55 m lange Gangway führt die Besucher auf 24 m Höhe in das Besucherzentrum Ruhr. Auf dem Dach der Kohlenwäsche wurde im Zuge des Umbaus der Erich-Brost-Pavillon errichtet. Hier finden Veranstaltungen jeder Art statt.

Das ehemalige Kesselhaus wurde von Norman Foster für das Red-Dot-Design-Museum umgebaut. Auf dem angrenzenden Gelände von Schacht 1/2/8 ist die ehemalige Waschkaue heute Sitz des choreographischen Zentrums NRW (umgestaltet von Christoph Mäckler Architekten), das ehemalige Maschinenhaus beherbergt den Kunstschacht Zollverein und im ehemaligen Baulager ist seit 1987 die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe ansässig. Auf Schacht 3/7/10 befindet sich das Phänomania-Erfahrungsfeld.

Die ehemalige Kokerei beherbergt Ausstellungsräume für Gegenwartskunst. Als Dauerausstellung wird die begehbare Rauminstallation Palace of Projects von Ilya & Emilia Kabakov gezeigt. Vom 26. August bis 3. Dezember 2006 war in der Kohlenwäsche die ENTRY2006–Wie werden wir morgen leben zu sehen. In einer großen Ausstellung wurden 300 Objekte von Designern und Architekten aus 20 Ländern gezeigt.

Im Juni 2006 wurde der Bau des Zollverein-Kubus nach Entwürfen des japanischen Architektenbüros SANAA abgeschlossen. Obwohl er nicht auf dem ursprünglichen Zechengelände, sondern an dessen Eingang steht, wird er zum Gesamtensemble gezählt.

Zollverein-Park

Um die Zeche und die angrenzende Kokerei für die Bevölkerung und Touristen zugänglich zu machen, wurde Ende 2012 der von der Planergruppe Oberhausen in Zusammenarbeit mit F1rstdesign, LichtKunstLicht AG und Observatorium entworfene Zollverein Park fertiggestellt.[10] Das Konzept basiert auf dem Anspruch, vorhandene Strukturen behutsam in die Neugestaltung mit einfließen zu lassen und die Geschichte des Ortes zu berücksichtigen. So wurden neue Wege, Plätze und Pavillons angelegt sowie Installationen und ein Beleuchtungskonzept entworfen. Die Pflege der Vegetation steht weiterhin im Vordergrund.

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