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Wartburg Deutscher Wortschatz
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Die Wartburg ist eine Burg in Thüringen, über der Stadt Eisenach am nordwestlichen Ende des Thüringer Waldes 

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Die Wartburg ist eine Burg in Thüringen, über der Stadt Eisenach am nordwestlichen Ende des Thüringer Waldes 411 m ü. NHN gelegen. Sie wurde um 1067 von Ludwig dem Springer erbaut und gehört seit 1999 zum UNESCO-Welterbe.[1]

Der Name bedeutet Warte, also Wach-, Wächterburg. Der Stadtteil von Eisenach namens Wartha hat allerdings keinen Bezug zur Wartburg.

Die heutige Wartburg ist größtenteils im 19. Jahrhundert unter Einbeziehung weniger erhaltener Teile neu gebaut worden. Das heutige Erscheinungsbild der Wartburg und ihres Landschaftsparks geht auf den Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach zurück.

Bedeutung in der deutschen Geschichte

Wie kaum eine andere Burg Deutschlands ist die Wartburg mit der Geschichte Deutschlands verbunden. 1211 bis 1227 lebte die später heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen auf der Burg. 1247 stirbt der deutsche Gegenkönig Heinrich Raspe IV. auf der Wartburg. 1521/22 hielt sich der Reformator Martin Luther als „Junker Jörg“ hier versteckt und übersetzte während dieser Zeit das Neue Testament der Bibel („Septembertestament“) in nur elf Wochen ins Deutsche. Johann Wolfgang von Goethe weilte mehrfach hier, erstmals im Jahre 1777. Am 18. Oktober 1817 fand auf Einladung der Jenaer Urburschenschaft anlässlich des 300. Jahrestages des Thesenanschlags Martin Luthers (31. Oktober 1517) und im Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813) auf der Burg das erste Wartburgfest statt. Das zweite Wartburgfest wurde im Revolutionsjahr 1848 veranstaltet. So ist es nicht verwunderlich, dass die Burg bereits im 19. Jahrhundert als nationales Denkmal galt.

Ludowinger

Die Wartburg ist die bekannteste Burg des Adelsgeschlechtes der Ludowinger. Deren Ahnherr Ludwig der Bärtige († 1080), der Vater Ludwigs des Springers, stammte aus der Familie der Grafen von Rieneck aus Unterfranken, die die Burggrafen des Erzbischofs von Mainz stellten. Mit dessen Unterstützung gründete er im Raum Eisenach eine kleine Rodungsherrschaft und errichtete die (heute verfallene) Schauenburg bei Friedrichroda.

Ludwig der Springer († 1123) verlegte den Stammsitz seines Hauses auf die Wartburg. Die dominante Lage des Burgberges sowie der Name lassen vermuten, dass bereits vor der Gründung der Feudalburg eine Befestigung oder ein Beobachtungspunkt auf dem Berg bestand. Die Gründungssage erwähnt die Schwurschwerter der Wartburg. Dieser Sage nach soll Ludwig der Springer mit den Worten „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ die Gründung der Wartburg verkündet haben. Der Plan drohte allerdings daran zu scheitern, dass ihm der Berg nicht gehörte. Er hätte ihn mit seinen nur zwölf Rittern auch nicht erobern können. So kam er auf die Idee, von seinem eigenen Herrschaftsgebiet Erde herbeizuschaffen und diese auf dem Berg auszustreuen. Vor Gericht sagten die Ritter für ihn aus, rammten ihre Schwerter in den herbeigeschafften Boden und beschworen, dass diese Schwerter vollends in Ludwigs Erde steckten. Der Trick hatte Erfolg, der Bau der Wartburg konnte beginnen, so die Sage.

Von der ältesten Burg konnten bisher noch keine Überreste gefunden werden. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1080 anlässlich eines Überfalls der Burgmannschaft auf eine königliche Heeresabteilung Heinrichs IV.

Später musste der an einem Aufstand gegen Kaiser Heinrich V. beteiligte Ludwig der Springer, um seine Freiheit wiederzuerlangen, die Wartburg an den Kaiser herausgeben. Damit ist die Wichtigkeit der Burganlage schon in dieser frühen Zeit dokumentiert.

Als Parteigänger des Erzbischofs von Mainz gewannen die Ludowinger schnell an Macht und Bedeutung. 1131 wurde der Sohn Ludwigs des Springers, Ludwig I., von König Lothar III. in den Landgrafenstand erhoben und damit den Herzögen gleichgestellt. Die Annäherung an das deutsche Kaiserhaus der Staufer führte zur Abkehr vom Mainzer Erzbischof. In der Folgezeit expandierten die Landgrafen in Thüringen auf Kosten der Erzbischöfe. Aus dieser Zeit sind nur minimale bauliche Überreste der damaligen Burg erhalten. Wahrscheinlich bestanden wesentliche Teile der Bauten aus Holz.

Alle vorher aufgeführten Angaben beruhen letzten Endes auf der unglaubwürdigen Reinhardsbrunner Chronik und Konjekturen dazu. Wirklich nachgewiesen als Herren der Wartburg sind die Ludowinger erst seit den 1150er Jahren. Vorher befand sie sich offenbar im Besitz (als Allod oder als Lehen, aber nicht der Ludowinger) einer Hochadelsfamilie, der auch der Mainzer Erzbischof Heinrich entstammte, und die in enger Verbindung mit König Konrad III. stand, aber von Friedrich Barbarossa entmachtet wurde.

Landgraf Ludwig II. (reg. 1140–1172) war der wichtigste Bauherr der Ludowinger. Sein Einfluss auf den Burgenbau der damaligen Zeit war sehr bedeutsam. Unter seiner Leitung entstand ca. 1156–1162 der kulturhistorisch außerordentlich wertvolle Palas, ein gesonderter, separat stehender Repräsentationsbau mit Wohnfunktion. Neben dem Palas stammen die östliche Ringmauer und Teile des Torhauses ebenfalls noch aus dem 12. Jahrhundert. Ein Bergfried, der an anderer Stelle des heutigen Turmes stand und wesentlich größere Dimensionen hatte, überdauerte die Jahrhunderte nicht. 1172 wurde das Landgrafenhaus gebaut.

Der letzte Ludowinger, Heinrich Raspe IV., regierte in der Zeit von 1227 bis 1247. Er nutzte die Burg als alleinige Residenz und griff damit quasi der historischen Entwicklung vor. Bisher war es üblich gewesen, eine Wanderherrschaft auszuüben, das heißt, von Burg zu Burg zu ziehen, bis die Hofhaltung die örtlichen Ressourcen erschöpft hatte.

Burggrafen der Wartburg

Die fortschreitende Ausdehnung des Herrschaftsgebietes der Ludowinger über räumlich oft weit entfernte Teile der heutigen Bundesländer Thüringen und Hessen führte zu einer häufigen Abwesenheit der regierenden Landgrafen von den jeweiligen Burgen mit Residenzfunktion. Dies betraf auch die etwa im Zentrum der Landgrafschaft gelegene Wartburg. Es bestand daher die Notwendigkeit, alle Aufgaben zur Verwaltung der Burg, insbesondere auch die ständige Sicherung und wehrtechnische Verbesserung der Festungsanlage, in die Hände eines Bevollmächtigten und Stellvertreters zu geben; dieser hatte das Amt eines Burggrafen der Wartburg inne. Mit der Familie der Grafen von Wartburg, die auch zeitgleich im frühen 13. Jahrhundert als Burggrafen der benachbarten Brandenburg in Erscheinung treten, kam hier eine Seitenlinie der Grafen von Bielstein zu hohen Ehren, die nicht blutsverwandt mit der Familie der Ludowinger war.[2]

Sängerkrieg

→ Hauptartikel: Sängerkrieg auf der Wartburg

Unter Hermann I. (1190–1216) erlebte die Wartburg ihre Blütezeit. Als ein vermögender Förderer der Kunst und Kultur machte er die Burg zu einem Anziehungspunkt für Künstler und zur Hauptstätte der deutschen Dichtung. Vor diesem realen Hintergrund wird sie zum angeblichen Schauplatz des sagenhaften Sängerkrieges. Doch die so lebhaft und dramatisch geschilderte Begebenheit ist eine Fiktion. Thüringische Geschichtsschreiber wie Dietrich von Apolda (nach 1298) und der Eisenacher Rechtsgelehrte und Chronist Johannes Rothe (15. Jh.) ersannen aus der ihnen noch reichlich zugänglichen Literatur ein historisches Ereignis. Mit präziser Sachkenntnis konnte Rothe dieses Ereignis sogar in die von ihm verfasste oder ergänzte thüringische Chronik „einbauen“.

Landgräfin Elisabeth

→ Hauptartikel: Elisabeth von Thüringen

Bis 1228 lebte die ungarische Königstochter Elisabeth als Frau (seit 1227 als Witwe) des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen auf der Wartburg. Ab wann sie dort lebte, ist nicht gesichert. Als ihr Gemahl bei einem Kreuzzug ums Leben kam, widmete sich Elisabeth ganz einem Leben in Armut und im Dienst an den Armen und Kranken.

Wettiner

Nach dem Tod Heinrich Raspes 1247 und dem anschließenden thüringischen Erbfolgekrieg kam die Burg in die Hände der Wettiner. 1250 wurde das Landgrafenhaus aufgestockt. Nachdem Thüringen an die Markgrafen von Meißen gefallen war, nahm Albrecht der Entartete, der von seinem Vater Heinrich dem Erlauchten das neu erworbene Land erhielt, seinen Sitz wieder auf der Wartburg ein. Im 13. Jahrhundert erfolgte der Bau des Südturms am hinteren Burghof.

Durch einen Brand infolge eines Blitzschlags im Jahre 1318 wurde die Burg stark in Mitleidenschaft gezogen. Markgraf Friedrich der Freidige ließ 1319 Reparaturarbeiten am Palas und am Bergfried durchführen und in der Kernburg ein großes beheizbares Gebäude errichten. Unter anderem stammt auch der Einbau der Kirche in das Landgrafenhaus (1320) aus dieser Epoche.

Nach dem Tode des Landgrafen Balthasar von Thüringen 1406 war die Burg im 15. Jahrhundert nur noch Nebenresidenz. Das drückte sich auch in der bescheideneren Bauausführung aus. An Stelle von Natursteinquadern trat das billigere Fachwerk. Erhalten haben sich aus dieser Zeit das Torhaus (Ende 15. Jahrhundert unter Verwendung älterer Teile), das Ritterhaus, die Vogtei (begonnen 1480) und die beiden Wehrgänge der Vorburg (nach 1477).

Martin Luther

Luther wurde nach dem Reichstag zu Worms 1521 mit der Reichsacht belegt, den Entwurf hierzu habe der päpstliche Nuntius Hieronymus Aleander verfasst. Der Reichstag verhängte am 26. Mai 1521 das auf den 8. Mai rückdatierte, vom Kaiser gezeichnete Wormser Edikt über ihn.[3] Mit der Reichsacht war eine Ächtung (Fried- und Rechtloserklärung) erlassen, die sich auf das ganze Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erstreckte und die mit dem Verbot seiner Werke und Verbreitung seiner Schriften einherging. Er war nunmehr „vogelfrei“. Gemäß der Zusage an seinen Kurfürsten erhielt er freies Geleit. Später bereute Karl V. diese Zusage, weil die folgende Reformation die Einheit seines Reiches zerstörte.

Der Geächtete wurde am Abend des 4. Mai 1521 auf dem Heimweg nahe Schloss Altenstein bei Bad Liebenstein von Friedrichs Leuten, angeführt von den Rittern Burkhard Hund von Wenkheim und Hans Sittich von Berlepsch zum Schein gefangen genommen, entführt und auf der Eisenacher Wartburg festgesetzt wurde, um ihn der Gefahr einer Verfolgung zu entziehen. Vom 4. Mai 1521 bis 1. März 1522 weilte Martin Luther auf der Wartburg. Sein Aufenthalt sollte ein Geheimnis bleiben, daher wurde er in dieser Zeit zum „Junker Jörg“. Luthers spartanisch eingerichtetes Quartier war eine kleine Stube über dem ersten Burghof, die zum Kavaliersgefängnis bestimmt war. Hier nutzte er die erzwungene Rast, um sich für künftige theologische Auseinandersetzungen zu wappnen und um das Projekt einer Übersetzung des Neuen Testaments in die deutsche Sprache zu verwirklichen.

→ Hauptartikel: Septembertestament

Fritz Erbe

1540 wurde der bereits zuvor in Eisenach inhaftierte Täufer Fritz Erbe auf die Wartburg überführt und in einem Kellerverlies im Südturm festgesetzt. Den einzigen Zugang zum Verlies bildete eine Öffnung im Fußboden des Turmmittelgeschosses. Nach mehreren Jahren Kerkerhaft starb Fritz Erbe 1548. Bei Aufräumarbeiten im Jahre 1925 entdeckte der damalige Burgwart Hermann Nebe über dem Felsboden den Namenszug Erbes, der noch von Erbe selbst in das Gestein geritzt worden war. Das vermutliche Grab Erbes wurde im Jahre 2006 unterhalb der Burg gefunden. Heute erinnert eine Gedenktafel am Südturm der Wartburg an Erbes Schicksal.[4][5]

Goethe und die Wartburg

Bei seinen Besuchen in Eisenach und Schloss Wilhelmsthal fand Johann Wolfgang von Goethe mehrfach Gelegenheit, sich vor Ort mit der Wartburggeschichte vertraut zu machen; auch sind bei solchen Gelegenheiten einige skizzenhafte Zeichnungen der Burg entstanden. 1793 veranlasste er Wetterbeobachtungen und -aufzeichnungen auf der Burg. Seit 1815 beschäftigte sich Goethe mit dem Gedanken, in der Wartburg ein Kunstmuseum einzurichten. In diesem Zusammenhang wurde in Weimar der großherzogliche Staatsminister Christian Gottlob von Voigt konsultiert, um die Beschaffung meist sakraler Kunstgegenstände zu ermöglichen. Diese bildeten später den Grundstock der Schnitzplastik-Sammlungen des Thüringer Museums.

„Diese Gegenstände wären um desto erwünschenswerter, als man sie zu Auszierung der Kapelle auf der Wartburg brauchen und jenem Ritterschloß abermals eine analoge Zierde geben könnte. Bei der gegenwärtigen Liebe und Leidenschaft zu den Resten der alten deutschen Kunst ist diese Akquisition von Bedeutung und die Wartburg wird künftig noch manche Pilger zählen.“

– J.W. Goethe: zu Plänen eines Wartburgmuseums[6]

Goethe beeindruckten die Landschaft, die Mineralogie, das Wettergeschehen und manches Baudetail; der geschichtliche Wert der Burg als Wohnstätte der Landgrafen und Martin Luthers waren ihm bekannt.[7] Goethes Engagement und Interesse an der Burg ließen aber, auch als Folge des im Oktober 1817 von der Jenaer Urburschenschaft organisierten Wartburgfests, später merklich nach.

Wartburgfeste

Diese Wartburgfeste waren zumeist studentische Versammlungen, die jeweils auf der Wartburg stattfanden. Am bekanntesten ist das erste Wartburgfest am 18. Oktober 1817, auf das sich alle späteren bezogen: Anlässlich des 300. Jahrestages des Beginns der Reformation und des 4. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig trafen sich Studenten verschiedener deutscher Universitäten. Die Versammlung der ca. 500 Studenten und einiger Professoren war eine Protestkundgebung gegen reaktionäre Politik und Kleinstaaterei und für einen Nationalstaat mit einer eigenen Verfassung.

Bei deutschen Studentenverbindungen wird die Wartburg seitdem als Treffpunkt genutzt. So veranstaltet der Wingolfsbund seit 1850 alle zwei Jahre ein Wartburgfest, und auch die Deutsche Burschenschaft veranstaltete bis zum Burschentag 2013 dort ihren jährlichen Festakt.[8]

Wiederaufbau seit dem 19. Jahrhundert

1838 wurde der Großherzoglich Sachsen-Weimar-Eisenachische Baurat Johann Wilhelm Sältzer mit der Untersuchung der Überreste der Wartburg beauftragt. Seine Entdeckungen gaben den Anstoß zur Wiederherstellung der alten Burgruine. Er ließ die hofseitigen Palas-Arkaden öffnen und ergänzen, maß die Ruine sorgfältig auf und legte sehr originelle und phantasievolle, von einer Burgenromantik geprägte Neubaupläne für die Burg vor.[9]

Nach umfassender Diskussion erfolgte seit 1853 der Wiederaufbau der Burg im historisierenden Stil durch den Architekten Hugo von Ritgen. Neben dem ortsüblichen Rotliegenden Gestein, aus dem die Mehrzahl der Neubauten entstand, wurde auch Seeberger Sandstein vom Großen Seeberg aus der Nähe von Gotha verwendet. Neu errichtet wurden mehrere Gebäude, die heute das Bild der Burg wesentlich prägen. An Stelle der 1778 abgebrochenen Hofstube entstand 1867 die Dirnitz mit Torhalle, die die Burg etwa in der Mitte teilt. Der Bergfried wurde 1853 bis 1859 erbaut. Beim Erstellen der Fundamente entdeckte man erste Fundamentreste des Vorgängerbaus, der leicht nördlich versetzt gestanden hatte. Dieser Turm war bereits 1568 in desolatem Zustand, er wurde schrittweise abgetragen, 1774 sprach man vom „eingegangenen Schlossturm“.

Für die Privaträume des Herrscherhauses benötigte man einen separaten Bereich. Hierzu wurden am Bergfried die Neue Kemenate und das Neue Treppenhaus angefügt; diese schließen zugleich die Lücke zwischen Palas und dem Wehrgang der Vorburg. Den Platz des Brauhauses nahm das Gaden ein; hierbei blieb das Kellergeschoss des Vorgängerbaus erhalten. Südlich an den restaurierten Palas fügte man nach Fertigstellung der Wartburg-Wasserleitung das Ritterbad an. Der dort befindliche sogenannte Bärenzwinger war erst im frühen 19. Jahrhundert als Volksbelustigung angebaut worden. Auf weitere Bauwerke (Burgküche, Brauhaus, Haus der Handmühlen) auf der Westseite wurde bewusst verzichtet; den hier verfügbaren Platz nimmt die Rasenfläche Kommandantengarten mit einer balkonartigen Laube ein. Eine weitere Baumaßnahme des ausgehenden 19. Jahrhunderts betraf zuletzt die Errichtung des Wartburghotels auf dem Gaisköpfchen. Am 11. Juni 1859 wurde zum Abschluss der Bauarbeiten das Turmkreuz der Wartburg auf dem Bergfried eingeweiht. Der Maler und Mosaikkünstler August Oetken schuf 1902 bis 1906 die farbenprächtigen Mosaike in der Elisabethkemenate.[10]

Darüber hinaus enthält das Gebäude aufgrund seiner historistischen Rekonstruktion zahlreiche fantasievolle Gemälde von Personen und Szenen aus dem deutschen Mittelalter.[11]

Zu den fast in Vergessenheit geratenen Fakten gehört, dass der Wiederaufbau der Wartburg nicht zuletzt dank Großherzogin Sophie möglich wurde, die als Mäzenatin das Vorhaben mit bedeutenden finanziellen Mitteln gefördert hat.[12]

Die Zwischenkriegszeit

Eisenach war um 1900 zu einer bedeutenden Tagungs- und Kongressstadt geworden. Die Kurbad-Eisenach-Gesellschaft wurde 1905 gegründet, es entstanden daraufhin zahlreiche Hotels und Pensionen, ein Spielcasino, Bäder, Parkanlagen und Sanatorien.[13] Die Wartburgverwaltung sah mit Sorge auf diesen Bauboom, denn er veränderte dauerhaft das bisherige Erscheinungsbild der Wartburg. Im zähen Ringen mit der Stadtverwaltung und der Landesregierung wurden die „Blaue Linie“ als Grenze der zulässigen Bebauung sowie bis in die Gegenwart geltende Vorschriften zum Landschaftsschutz der Umgebung der Wartburg erlassen. Die Wartburg erlebte auch dank des aufkeimenden Fremdenverkehrs in der Stadt einen bis dahin unbekannten Zustrom an Touristen. Um die Erreichbarkeit der Burg zu verbessern, wurden Pläne für die Straßenbahnanbindung und eine moderne Zufahrtsstraße für Kraftdroschken und Automobile in Auftrag gegeben. Der Bau der Wartburgallee wurde realisiert und bildet die Grundlage für den bis heute fortwährenden „Massentourismus“.

Die unbeabsichtigten Folgen der jährlich verzeichneten Besucherrekorde wurden ab den frühen 1920er Jahren erkannt. Die von Moritz von Schwindt geschaffenen Fresken begannen zu verblassen, Pilzbefall und chemische Prozesse in den Malgründen wurden bei ersten Schadbildanalysen diagnostiziert. Ein wissenschaftliches Expertengremium wurde beauftragt, den Restauratoren Hilfestellung zum Erhalt der Kunstwerke zu geben.[14]

Die Mitglieder der großherzoglichen Familie hatten nach der Novemberrevolution in Thüringen auf ihre politische Macht verzichtet. Nach der Entthronung war aber der Streit um die Privatvermögen, Waldbesitz, Ländereien und Kunstschätze der abgedankten Fürsten in allen deutschen Teilstaaten entbrannt. Die Wartburg wurde von der großherzoglichen Familie mit besonderem Interesse „verteidigt“ – die Auseinandersetzung mit den mehrfach wechselnden bürgerlichen Regierungen in Weimar zog sich bis 1921 hin und wurde mit Unterzeichnung des Auseinandersetzungsvertrages durch Großherzog Wilhelm Ernst und den Weimarer Staatsminister gütlich beigelegt. Die „Wartburgfrage“ wurde mit der Gründung der Wartburg-Stiftung als gelöst betrachtet; allerdings standen die zunächst tätigen Stiftungsmitglieder in engen Beziehungen zum Fürstenhaus und verhinderten auch die Einbeziehung der 1918 gebildeten Thüringischen Landeskirche in den Stiftungsrat. Alle Stiftungsmitglieder wurden vom jeweiligen Kulturminister des Freistaates Thüringen bestätigt. In den 1930er Jahren erhielten Wilhelm Frick und der Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel als Ausschussmitglieder Einfluss auf die Wartburgstiftung. 1930 wurde Hans von der Gabelentz Burghauptmann auf der Wartburg. Er begründete das Wartburg-Museum und das Burg-Archiv.

1933 bis 1945 (Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit des Nationalsozialismus plante der thüringische Gauleiter Fritz Sauckel, die Wartburg zu einem „Kulturmittelpunkt des Reiches“ zu machen. Zahlreiche propagandistische Veranstaltungen und Feiern fanden hier statt, wie beispielsweise 1934 die Lutherfeiern der NS-nahen „Deutschen Christen“. 1938 ließ Sauckel das Kreuz auf dem Burgturm durch ein Hakenkreuz ersetzen. Proteste aus der Bevölkerung führten jedoch dazu, dass es bereits nach einem Monat wieder entfernt wurde und das christliche Kreuz wieder an seine Stelle kam.[15]

Im Frühjahr 1939 gründeten 13 evangelische Landeskirchen auf der Wartburg das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“; am 8. Mai des Jahres wurde es hier auch eingeweiht, und an seiner Spitze stand der Theologe Walter Grundmann. Die nach 1945 verschwundenen Akten des „Entjudungsinstituts“ wurden erst 1990 nach dem Umzug des Landeskirchlichen Archivs der Öffentlichkeit bekannt.[16]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Durch amerikanischen Artillerie-Beschuss vom 1. bis 5. April 1945 entstanden Schäden an Tor- und Ritterhaus, Dirnitz, Bergfried, Neuer Kemenate, Palas und Gadem. Diese wurden bis 1946 weitgehend behoben. Ausgelagerte Kunstgüter und wertvolle Bestände der Wartburgstiftung blieben aus Sicherheitsgründen bis Mitte 1946 in geheimgehaltenen Depots, um sie vor Vernichtung oder Plünderung zu schützen. Die als Rüstkammer der Wartburg bezeichnete Waffensammlung wurde jedoch noch ein Opfer der Nachkriegsbesetzung Thüringens durch die Rote Armee. Diese sowohl materiell wie kunstgeschichtlich wertvolle Sammlung wurde 1946 beschlagnahmt und in die Sowjetunion überführt, wo sich ihre Spuren verlieren.[17]

Seit den 1950er Jahren erfolgten im Vorfeld bedeutender Jubiläen (Reformationsjahr, Luther-Jubiläum, Elisabeth-Jubiläum) umfassende Restaurierungsarbeiten. Nach denkmalpflegerischen Vorgaben wurden zunächst viele Einbauten des 19. Jahrhunderts entfernt, um die romanischen Bauteile besser zur Geltung bringen zu können. Einbauten des Historismus werden aber nicht generell geopfert, sondern, wo möglich, als Zeugnis der Burggeschichte bewahrt.

Neuzeit und Welterbe

Seit 1990 konnte die Bauforschung entscheidend vorangebracht werden. Dies betrifft sowohl die bauarchäologische Untersuchung der Burg als auch die Restaurierung der Kunstwerke. Auch die technische Ausstattung der Burg wurde Schritt um Schritt erneuert, Wasser- und Abwasserleitungen, Zufahrtsstraßen und Wege um die Burg wurden erneuert.

1999 wurde die Wartburg UNESCO-Welterbe.

Seit 2008 gehört die Wartburg zur Straße der Monumente, ein auf Initiative des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig gegründetes Netzwerk deutscher Denkmale und Erinnerungsorte. Ziel des Netzwerks ist es, „die Erinnerungsorte als einstige Brennpunkte der Vergangenheit enger zu vernetzen und über gemeinsame Marketingmaßnahmen als Gesamtheit stärker erfahrbar zu machen“.

Am 17. Mai 2010 fand die Urnenbeisetzung der im 99. Lebensjahr verstorbenen Elisabeth von Sachsen-Weimar-Eisenach in der Elisabeth-Kapelle statt. Es handelte sich um die erste Beisetzung auf der Wartburg.

Da in Sichtweite der Wartburg auf dem 461 Meter hohen Milmesberg bei Marksuhl zwei große Windkraftanlagen gebaut werden sollten, drohte der Wartburg der Verlust des UNESCO-Welterbe-Titels. Der Streit endete im November 2013 mit einem Vergleich. Zudem wurde das betreffende Gebiet durch überarbeitete planungsrechtliche Auflagen des Freistaates Thüringen vor ähnlichen Projekten bewahrt.[18][19]

2015 traf sich die „Arraiolos-Gruppe“ mit dem amtierenden deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck als Gastgeber auf der Wartburg.[20]

2017 nahm die Wartburg eine wichtige Rolle bei den Feiern zum 500. Jahrestag der Reformation ein.

 

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