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Münchner Residenz Deutscher Wortschatz
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Die Münchner Residenz ist ein Baudenkmal im Bezirk Altstadt-Lehel der bayerischen Landeshauptstadt München.
Die Münchner Residenz ist ein Baudenkmal im Bezirk Altstadt-Lehel der bayerischen Landeshauptstadt München. Sie war von 1508 bis 1918 Sitz der Herzöge, Kurfürsten und Könige von Bayern aus dem Haus Wittelsbach.

Die Münchner Residenz ist ein Baudenkmal im Bezirk Altstadt-Lehel der bayerischen Landeshauptstadt München. Sie war von 1508 bis 1918 Sitz der HerzögeKurfürsten und Könige von Bayern aus dem Haus Wittelsbach. In vier Jahrhunderten wurde sie von den Architekten Friedrich SustrisJoseph EffnerFrançois de Cuvilliés d. Ä. und Leo von Klenze in den Stilen RenaissanceBarockRokoko und Klassizismus von der kleinen Wehrburg zur monumentalen Vierflügelanlage ausgebaut. Sie besteht aus dem Festsaalbau an der Hofgartenstraße, dem Apothekenbau am Marstallplatz, dem Königsbau am Max-Joseph-Platz und dem Maximiliansbau an der Residenzstraße. Neben dem Cuvilliés-Theater und der Allerheiligen-Hofkirche gehören auch der Hofgarten und der Marstall zum Bauensemble, das im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach unter der Leitung von Otto Meitinger wiederaufgebaut wurde. Die Münchner Residenz ist mit mehr als 40.000 Quadratmetern Grundfläche das größte Stadtschloss Deutschlands und mit mehr als 150 Schauräumen eines der bedeutendsten Schlossmuseen Europas.

Gotische Neue Veste

Der Ort der Residenz war schon vor Jahrtausenden von Menschen belebt. Im Jahr 2014 fanden Archäologen direkt unterhalb des Apothekenhofes der Residenz ein fast unversehrtes, spätbronzezeitliches Grab.[2]

An der Stelle der heutigen Residenz befand sich 1385 die Neuveste, die nach Aufständen der Münchner Bürgerschaft gegen die in der Stadt residierenden Brüder Johann II.Stephan III. und Friedrich zunächst anstelle des zu unsicher gewordenen Alten Hofs als reine Fluchtburg für den Herzog und seinen Hofstaat diente. Es wird davon ausgegangen, dass bereits um 1363 mit dem Bau begonnen wurde, nachdem die Stadt im Zuge der Vollendung des Zweiten Mauerrings den Alten Hof immer mehr eingeschlossen hatte. Als Sühne für den gescheiterten Bürgeraufstand von 1385 hatten die Herzöge von der Stadt die Erlaubnis erhalten, „ein vest in die statt ze pawen und ein aigen tor … das sy aus und ein reitten“. Am 7. März 1389 wurde die Neue Veste dann auch in Bezug auf Stephan III. urkundlich erwähnt als „Newnueft zu Munichen“.

Die Neuveste war eine gotische Wasserburg, die von der Stadt her nur über eine befestigte Brücke zu erreichen war. Bezeichnenderweise lag der größte Turm, der Silberturm, nicht an der Außenseite, sondern verstärkte die Innenfront gegen die Stadt. Hier befand sich später der Staatsschatz. Nördlich des Silberturms, der auch als Bergfried diente, lag durch eine Wehrmauer getrennt an der Nordwestseite der Palas. Östlich schlossen sich im Norden des Innenhofes die Hofhalle und die Dürnitz an. Im Rahmen des Baus der Neuveste wurde Ende des 14. Jahrhunderts in der Nordostecke des zweiten Mauerrings auch das Neuvesttor errichtet. Die Neuveste wurde im Laufe der Jahrhunderte verändert und erweitert. Um 1470 wurden unter Herzog Johanns Urenkel Albrecht IV. (reg. 1465–1508) die Zwingermauern und der Torbau im Norden errichtet, 1460–1500 folgte der Bau von zwei Geschütztürmen. Noch 1466 hatte jedoch die Münchener Bürgerschaft die Kraft gehabt den Zugang von Herzog Siegmund und seines jüngeren Bruders Albrecht zur Burg zu begrenzen, wonach der erstere die Neuveste nur mit sechs, der andere mit vier Dienern betreten sollte. Albrecht drängte in der Folge das Bürgertum immer weiter zurück, seit Beginn der Neuzeit bestimmte dann der Hof die Geschicke der Stadt. 1470/71 war Albrechts Bruder Christoph der Starke in der Neuveste interniert. 1476 wurde die Neuveste nach endgültiger Aussöhnung des Herzogs mit der Bürgerschaft in die bis dahin offene Flanke der Stadtbefestigung mit einbezogen. Neuer Wohnraum wurde unter Albrecht noch nicht geschaffen. Mit der Zeit verlor die Burg allmählich ihren fortifikatorischen Charakter, der durch das verstärkte Aufkommen von Kanonen, welche die Mauern durchschlagen konnten, hinfällig geworden war. Als herzoglichen Sitz löste die Neuveste den Alten Hof allerdings erst unter Albrechts Sohn Wilhelm IV. ab. Um 1620 erfolgte dann der Abbruch aller Gebäude an der Westseite, 1750 wurden Gebäudeteile nach einem Brand notdürftig instand gesetzt, bevor erst nach 1800 die letzten Reste abgebrochen wurden.

Noch heute befinden sich jedoch unter dem Apothekenhof der Münchner Residenz die Kellergewölbe und Grundmauern der ehemaligen Burg. Ihre Position ist durch rote Steine im Pflaster des Hofes markiert. Die Mauern des südwestlichen Eckturms aus der Zeit um 1500 und die Gewölbe mit den Rundpfeilern im Ballsaalkeller im Süden der ehemaligen Burg sind die letzten erhaltenen Reste der Neuveste und der älteste Teil der heutigen Residenz.

Renaissanceschloss

Anfänge der heutigen Residenz

Als Herzog Wilhelm IV. (reg. 1508–1550) den Wohnsitz der Wittelsbacher vom Alten Hof, der seither als Behördensitz diente, in die Neuveste verlegte, begann die Geschichte der Residenz als neuzeitlicher Palast. 1518 wurde ein Hofgraben angelegt, dort wo sich heute der Marstallplatz befindet. Wilhelm ließ zwischen 1530 und 1540 an der Südostecke der Burg den genannten Rundstubenbau ausbauen und an der Stelle des heutigen Marstallplatzes auch den ersten Hofgarten einrichten. Im Gartenpavillon wurde ein Historienzyklus aufgehängt, zu dem auch Albrecht Altdorfers Alexanderschlacht gehörte. 1545 befand sich die streitbare Schwester des Herzogs Sabina von Bayern in der Neuveste wochenlang unter Arrest.

Herzog Albrecht V. (reg. 1550–1579) ließ von Wilhelm Egckl neben einem südlich der Georgskapelle an der Ostseite der Neuveste gelegenen Festsaal (St. Georgssaal), auch eine Kunstkammer im Marstallgebäude (heutiges Landesamt für Denkmalpflege) einrichten, in der viele Münchner Sammlungen ihren Ursprung haben.

Da in diesem nördlich des Alten Hofs gelegenen Bau nicht genügend Platz für die umfangreiche Skulpturensammlung war, entstand zwischen 1568 und 1571 durch Simon Zwitzel und Jacopo Strada das Antiquarium.[3] Das neue Gebäude musste außerhalb der Burganlage errichtet werden, da in der Neuveste dafür kein Platz war. Dadurch gab es der Residenz eine neue Entwicklungsrichtung vor. Das Antiquarium, das gesamte Erdgeschoss des Gebäudes einnehmend, ist der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen. Im oberen Stockwerk des neuen Gebäudes wurde die Hofbibliothek untergebracht, die den Kern der späteren Bayerischen Staatsbibliothek bildete.[4]

Ab 1560 wurde weiter nördlich auf der Fläche der heutigen Staatskanzlei ein weiterer Garten angelegt. In seiner Nordost-Ecke wurde 1565/67 ein Lusthaus mit einem Zyklus von Deckengemälden zum Thema des Silbernen Zeitalters erbaut (nur einzelne Deckengemälde erhalten).[5] 1560/70 folgte der Bau eines Ballhauses an der Südwest-Ecke der Neuveste, dessen genannter Keller erhalten aber im Allgemeinen unzugänglich ist.

1580/1581 ließ Herzog Wilhelm V. (reg. 1579–1597) an der Residenzgasse den Witwenstock für Herzogin Anna erbauen. Zwischen 1581 und 1586 entstand dann die kunsthistorisch hoch bedeutende Gartenanlage des manieristischen Grottenhofs mit dem PerseusbrunnenFriedrich Sustris war der Architekt. Er erhielt seinen Namen nach der an der westlichen Antiquariumsfassade angelegten Brunnen- und Muschelwand.[6] Im Zuge der fortlaufenden baulichen Entwicklung entstanden beginnend mit dem Grottenhof die insgesamt zehn Innenhöfe, wobei besonders dem Brunnenhof und dem Kaiserhof als Schauplätze höfischer Empfänge, Feste und Zeremonien hohe Bedeutung zukam.

Maximilianische Residenz und Kaiserhof

Unter Herzog Maximilian I. (reg. 1597–1651), dem späteren Kurfürsten, entstand ab 1599/1600 bis etwa 1607 an der Westseite des Antiquariums die nach ihm benannte Maximilianische Residenz.[7] Man spricht stilistisch von der Epoche des Manierismus oder Spätrenaissance im Übergang zum Frühbarock.

Maximilian ging dabei von seinem bereits 1590 bis 1594 an der Residenzstraße eingerichteten Erbprinzenbau aus.[8] Der zweigeschossige Bau besaß links und rechts der dreiteiligen Durchfahrt zum Kapellenhof je drei Fensterachsen. Im rückwärtigen Bereich wurde 1594 eine Kapelle ausgestattet.

Nachdem Maximilian zuerst in die Wohnung seines Vaters in der Neuveste gezogen war, wurde ab dem Jahr 1600 der ältere Erbprinzenbau weitgehend abgebrochen und südlich des Kapellenhofes bis zum Antiquarium hin ein zweigeschossiger Bereich umgebaut und neu errichtet, der die beiden Wohnungen des Herzogs und seiner Gemahlin aufnehmen sollte.[9] Die Hauptzugänge erfolgten über den Kapellenhof, der anstelle einer Gasse (Jägergassel) baulich gefasst wurde. Am östlichen Ende des Kapellenhofs wurde der Brunnenhof auf einer regelmäßige Grundrissfigur angelegt, der zuvor als Freifläche für Turniere gedient hatte. Der Architekt war wahrscheinlich ab 1600 der örtliche Hofkünstler Hans Krumpper, der die Entwürfe für die Bauten und große Teile der Dekoration vorgab.[10] Die ehemals reiche Ausstattung an Deckengemälden schuf Peter Candid mit seiner Werkstatt.[11] Die Namen von weiteren Künstlern wie Heinrich Schön sind bekannt.

Im Inneren des umgebauten Areals entstand die doppelstöckige Hofkapelle (Rohbau 1600, Weihe 1603) mit reichen Stuckaturenschmuck, der 1614 im Gewölbe ergänzt wurde. Die Empore der Hofkapelle war der Herrscherfamilie vorbehalten. Das große Mittelbild des Hauptaltars von dem Hofmaler Hans Werl von 1601 zeigt Maria in der Glorie unter der Dreifaltigkeit. 1630 wurde die Kapelle durch einen polygonalen Chor erweitert und dessen Stuck an die ältere Ausstattung angepasst.[12] Die mit Marmor gepflasterte und reich mit Stuckmarmorintarsie (Scagliola) ausgeschmückte und 1607 fertiggestellte Reiche Kapelle diente dagegen als Privatoratorium des Herzogs.[13] Um die Hofkapelle herum entstanden im Obergeschoss die privaten Gemächer des Herzogs in Osten in Richtung Antiquarium und der Herzogin im Westen an der Residenzstraße. Es gab drei großzügige Treppenaufgänge. Auch im Erdgeschoss lagen fürstliche Wohnräume, die die „Sommerzimmer“ genannt wurden und eine Ausschmückung mit Stuck und Deckengemälden erhielten.

Um 1602 entstand im Südosten an das Antiquarium anschließend im ersten Obergeschoss der Schwarze Saal, der ein illusionistisches Deckengemälde von Hans Werl erhielt (heute rekonstruiert) und über eine gleichzeitig entstandene monumentale zweiläufige Treppe vom Brunnenhof aus zugänglich war.[14] Bis 1607 wurde die Umbauung des Brunnenhofes fortgeführt, womit ein repräsentativer Hof entstand, der an den Schmalseiten Giebelbauten erhielt, von denen einer dem Uhrturm vorgelegt ist. Dieser wurde 1612–1615 nach einem Modell von Heinrich Schön dem Älteren als verkleideter, in Fachwerkbauweise errichteter freitragender Aufbau konstruiert. In der Mitte des Brunnenhofes wurde 1610 der große Wittelsbacherbrunnen errichtet. Die von Hubert Gerhard geschaffenen und dort zusammengeführten Figuren (allegorische Darstellung der vier bayerischen Flüsse: DonauLechInn und Isar) und das Standbild Ottos von Wittelsbach waren ursprünglich für andere Projekte geschaffen worden. Damit war um 1610 die erste Bauphase unter Maximilian I. im Bereich des Grottenhofes und Brunnenhofes abgeschlossen. Es standen drei Höfe für unsterschiedliche Funktionen zur Verfügung.

Ab 1612 ließ Maximilian I. große Teile der Süd- und Westtrakte der Neuveste mit dem Silberturm und dem Palas abreißen, um hier neuen Erweiterungen Platz zu schaffen. Ebenso wurden 1612 und 1613 die Privathäuser an der Schwabinger Gasse (heute: Residenzstraße) abgebrochen. Hier entstanden zwischen 1612 und 1617 nördlich der bis etwa 1610 entstandenen Maximilianischen Residenz die neuen Trakte um den einheitlich in Fresko-Technik bemalten Kaiserhof.

Vor dem Eingang zum Kaiserhof und zum Kapellenhof stehen je zwei große bronzene Löwen für die vier Herrschertugenden Klugheit, Stärke, Gerechtigkeit und Mäßigung. Jeder Löwe hält ein Schild, auf dem die jeweilige Tugend symbolhaft abgebildet ist und das an der unteren Spitze jeweils in einem kleinen Löwenkopf endet. Die Berührung der Schnauze dieser kleinen Löwenköpfe soll Glück bringen.[15]

Um den Kaiserhof zogen sich mit den Trierzimmern und den Steinzimmern, dem Kaisersaal und der Kaisertreppe großzügige Gästequartier herum, die den hohen politischen Anspruch Maximilians vorführten.[16] Die unter Leitung von Hans Krumpper und Heinrich Schön errichteten und unter von Peter Candid und seiner Werkstatt mit Gemälden dekorierten Räumlichkeiten illustrieren nicht nur das Weltbild Maximilians I., sondern sind mit ihren prächtigen Türrahmungen, Deckenfreskos und Wandteppichen auch beispielhaft für die Architektur des frühen 17. Jahrhunderts. Der Name der Steinzimmer geht auf die reiche Ausstattung mit Marmor, Stuckmarmor und Scagliola zurück. Diese Raumfolge diente als höchstrangiges Gästeappartement, das vom Kaiser und seiner Gemahlin bewohnt wurde, wenn diese in München Station machten. In den Trierzimmern logierten dann im Falle kaiserlichen Besuchs die nächsten Angehörigen der Kaiserfamilie und ranghohe Mitglieder ihres Hofstaats, ansonsten dienten die Räume als Ratszimmer. Der heute wieder hergestellte Kaisersaal mit der gleichnamigen Prunktreppe war im 17. Jahrhundert der größte und bedeutendste Festraum der Residenz. Ab 1799 mussten der Kaisersaal und der anschließende Vierschimmelsaal den sog. Hofgartenzimmern, einem neuen Wohnappartement für Kurfürst Max IV. Joseph (ab 1806 König Max I. Joseph von Bayern) weichen[17], bis beide nach dem Zweiten Weltkrieg in annähernd originalgetreuer Form rekonstruiert wurden.

Auf die Zeitgenossen machte der Residenzbau, der nun die damalige Wiener Hofburg an Ausdehnung übertraf, durchaus Eindruck, auch wenn Friedrich Nicolai dann 1781 schrieb, er hätte das Gebäude eher für eine reiche Prälatur angesehen. König Gustav II. Adolf ließ nach der Besetzung Münchens durch seine Truppen im Mai 1632 dann einen evangelischen Gottesdienst in der Residenz feiern. Gegen Ende Mai 1632 verließ Gustav Adolf bereits München und zog weiter. Der Schwedenkönig, der viel Beutegut mitführte, soll gesagt haben, stünde die Residenz auf Rädern, würde er sie nach Stockholm rollen. Die Bauten der Residenz waren nun jedenfalls so umfangreich geworden, dass sie bis ins frühe 19. Jahrhundert Maximilians Nachfolgern genügten. Sie konzentrierten sich nun im Wesentlichen auf den Innenausbau der Residenz.

Barocke Residenz

Appartements des Barock und Rokoko

Zur Zeit des Hochbarocks ließ die Kurfürstin Henriette Adelaide, seit 1650 Gemahlin Kurfürst Ferdinand Marias (reg. 1651–1679), zwischen 1666 und etwa 1669 das kleinere Appartement ihrer Schwiegermutter zwischen Residenzgasse und Grottenhof zu einer überaus prächtigen Raumfolge erweitern. Es bestand nun aus dem Saal der Garde (Hartschiersaal), zwei Vorzimmern, dem Audienzgemach (Goldener Saal), einem großen Kabinett (Grottenzimmer), dem Schlafzimmer mit Bettalkoven, einer kleinen Kapelle und einem Kabinett (Herzkabinett). Ergänzt wurde diese Raumsequenz durch eine Galerie zwischen Residenzgasse und südlichem Garten und einer gangartigen Bibliothek. Henriette Adelaide orientierte sich bei ihrem Bauprojekt sowohl an Vorbildern ihrer Turiner Heimat als auch an den neusten Pariser Moden. Das Appartement besaß zahlreiche, in Friese und Decken eingelassene Gemälde, die den Räumen jeweils eigene Themen vorgaben. Architekt war Agostino Barelli, während die Raumentwürfe von Antonio Pistorini stammten. 1674 zerstörte ein Brand die ersten drei Räume, während die Kurfürstin ihre Kinder vor dem Feuer rettete und schwer angeschlagen zwei Jahre später starb. Seit dem Papstbesuch Pius VI. 1782 wurde der Rest des Appartements Päpstliche Zimmer genannt. 1944 wurden fast alle diese Räume zerstört; heute gibt nur noch das Herzkabinett einen gewissen Eindruck von dem sozialen Anspruch und künstlerischen Rang dieses Appartementes einer bayerischen Kurfürstin.

Die Erweiterungen von Maximilian II. Emanuel (reg. 1679–1726) (Alexander- und Sommerzimmer als repräsentative Wohnräume) wurden bereits zu seinem Lebensende umgebaut. Die Reste gingen, bis auf einen heute unzugänglichen Raum, im Residenzbrand von 1729 unter.[18] Die Kaiserliche Administration in Bayern ab 1705, als der Kurfürst für zehn Jahre außer Landes und der Hofstaat entlassen war, hatte die Residenz dagegen weitgehend schadlos überstanden, ebenso wie spätere fremde Besatzungen. Während des Exils der kurfürstlichen Familie war zuletzt nur noch Prinzessin Maria Anna in der Residenz verblieben und hielt Kontakt zur in Frankreich, Italien und Österreich verstreuten Familie.

Max Emanuels Nachfolger, der Kurfürst und spätere Kaiser Karl Albrecht (reg. 1726–1745) ließ an der Stelle der Räume seines Vaters die Reichen Zimmer mit der Grünen Galerie, dem Spiegelkabinett und dem Paradeschlafzimmer errichten. Ihr aufwendiges Dekor dominieren das Goldornament auf weißen Wänden und der purpurfarbene, ziselierte Genueser Samt. Nur bei der Grünen Galerie wurde, wie der Name bereits andeutet, ein grüner Seidendamast verwendet. Die Reihenfolge der Räume und ihre verwinkelte Lage gehen dabei auf eine Spiegelung der Räume der Päpstlichen Zimmer zurück. Das Paradeschlafzimmer diente der Zeremonie des morgendlichen Lever. Im Erdgeschoss entstand zwischen 1726 und 1730 die Ahnengalerie mit ihren herrlichen, von Johann Baptist Zimmermann ausgeführten Stuckarbeiten. Die Ahnengalerie enthält heute über hundert Porträts von Mitgliedern des Hauses Wittelsbach bis hin zum letzten König von Bayern, Ludwig III. Dieser Raum sollte außerdem Karl Albrechts Anspruch auf die Kaiserkrone untermauern, indem er diesen von Karl dem GroßenKaiser Ludwig dem Bayern und dem legendären Agilolfinger Theodo herleitete, deren Porträts er zentral in die Mitte des Raumes stellte. Des Weiteren ließ Karl Albrecht neben der Ahnengalerie ein weiteres prächtiges Kabinett zur Aufbewahrung des Hausschatzes errichten, für den bisher kein spezieller Raum zur Verfügung stand. Seit dem Bau der Alten Schatzkammer unter Prinzregent Luitpold 1897 beherbergt dieser Raum bis heute das Porzellankabinett. Somit dienen alle durch die Hofarchitekten Joseph Effner und François de Cuvilliés errichteten Bauten einzig der Verherrlichung seines Hauses und der Erlangung der Kaiserkrone, was Karl Albrecht 1742 schließlich auch gelang. Als Künstler beteiligt waren neben dem bereits erwähnten Johann Baptist Zimmermann auch Joachim Dietrich und Wenzeslaus Miroffsky. Die zweigeschossige Außenfassade der Grünen Galerie mit sieben Rundbogenfenstern im Königsbauhof ist ein Meisterwerk von Cuvilliés von 1730.[19] Im Januar 1745 starb Karl Albrecht als Kaiser Karl VII. in der Residenz, die somit für kurze Zeit auch Kaiserschloss war.[20]

Karl Albrechts Sohn Kurfürst Maximilian III. Joseph (reg. 1745–1777) hatte jeglichen Ansprüchen auf die Kaiserkrone entsagt, was sich in den von François de Cuvilliés und Johann Baptist Gunetzrhainer eingerichteten Kurfürstenzimmern widerspiegelt. Diese Wohnräume wurden über dem Antiquarium wo sich bis dato die Hofbibliothek befunden hatte, im Stil des Spätrokoko gestaltet.

Klassizistische Erweiterungen

Mit der Erhebung Bayerns zum Königreich 1806 und den zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorgenommenen großen städtebaulichen Veränderungen Münchens wurden die bis dato wenig repräsentativen, nicht sichtbaren Teile der Residenz freigelegt. Dieser zum Teil einer Residenz unwürdige Zustand hatte bereits Hofarchitekten wie François de Cuvilliés noch zu Zeiten Maximilian III. Josephs zu großzügigen Ausbauplänen veranlasst, die jedoch wegen der leeren Staatskassen nicht verwirklicht wurden. Geplant war nach einem Entwurf von 1764/1765 unter anderem ein großer neuer Flügel an der Ostseite der Residenz. Auch unter dem Nachfolger Karl Theodor (reg. 1777–1799) entstand lediglich an der Nordseite des Hofgartens die 1780/1781 erbaute Churfürstliche Galerie durch den Münchener Oberhofbaumeister Karl Albert von Lespilliez.

König Max I. Joseph (reg. 1799–1825) begnügte sich zunächst wiederum mit der Neueinrichtung von Gemächern anstelle des Kaisersaals und einer Modernisierung des Herkulessaals (des heutigen Max-Joseph-Saals), außerdem ließ er die Staatsratszimmer zwischen Hartschiersaal und den Steinzimmern einrichten.[21] Dabei entstand an der Nordwestseite beim Hofgartentor durch Charles Pierre Puille und Andreas Gärtner eine neue Fassade mit konsolgetragenen Fensterbänken und Architraven auf glattem Mauerwerk im in Frankreich damals üblichen Stil italienischer Renaissance, welche später dem Festsaalbau weichen musste. Im Vergleich zu ihrem Mann hatte Königin Karoline, die hier die Beletage bewohnte, ein größeres Repräsentationsbedürfnis, das sich auch im Umbau der Münchener Residenz zeigte. Max Joseph dagegen, der einen eher bürgerlichen Lebensstil bevorzugte, wohnte im Mezzanin, nahe seiner Kinder. Die Charlottenzimmer wurden dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Stil des Empire für eine Tochter Max Josephs dekoriert. Des Weiteren ließ der König dann zwischen 1811 und 1818 südlich des Residenztheaters anstelle des 1802 abgebrochenen Franziskanerklosters das Königliche Hof- und Nationaltheater vor dem späteren Max-Joseph-Platz nach Plänen von Karl von Fischer errichten.[22] Nach der Neugestaltung dieses Platzes an der Südseite begann 1816 mit den Planungen für den Odeonsplatz auch der nordwestliche Zugang zur Residenz zunehmend repräsentativer zu werden. Hier entstand das Hofgartentor, Leo von Klenzes erstes Werk in München (1816/1817), es bildet den Einlass in den Hofgarten auf der Achse der Brienner Straße. Erst ab 1817 wurden dann, zunächst für die Marstallgebäude, die Bauarbeiten aufgenommen, die bald aus der Residenz einen der größten Stadtpaläste machen sollten. Bereits ab 1801 war allerdings an der Ostseite des Hofgartens die gewaltige Hofgartenkaserne entstanden, die gut hundert Jahre später dem Armeemuseum (heutige Staatskanzlei) weichen musste.

Den heutigen Umfang erreichte die Anlage zwischen 1825 und 1842 unter König Ludwig I. (reg. 1825–1848) mit den von Leo von Klenze im Stil des Klassizismus errichteten Flügeln des Königsbaus und des Festsaalbaus sowie der Allerheiligen-Hofkirche.[23] Mit den Erweiterungsbauten entstanden zahlreiche weitere Raumfluchten.

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