Das Lisao (離騷 Lí Sāo, etwa 'Trauer nach der Trennung' / 'Trennungsschmerz') ist eine Elegie (Klagelied) in den Chuci von Qu Yuan.
Im Lisao erzählt Qu Yuan, wie er von seinem Fürsten verstoßen wurde und sich auf eine lange Reise machte, die ihn in mythische Reiche führt. Zuerst wird erzählt, wie der Fürst auf die Warnungen nicht hört, woraufhin eine Klage angestimmt wird. Dann wird das Einsiedlerleben in den Bergen erzählt, wo sich Qu Yuan den Lehren eines Schamanen zuwendet und eine Reise zu den Quellen der Wahrheit antritt. Er begibt sich auf einem Drachenwagen auf eine Himmelsreise aber der Eintritt durch das Himmelstor wird ihm verwehrt. Auch drei Brautfahrten scheitern und er reist bis zum Ende der Welt, wo ihm plötzlich sein Heimatstaat erscheint, woraufhin er eine letzte Klage anstimmt.
Das Lisao stellt nach Thematik, Form und Metrik eine Neuerung in der chinesischen Literatur dar.
帝高阳之苗裔兮,Ich stamme ab vom alten Kaiser Gao Yang
朕皇考曰伯庸。 Der Name meines Vaters lautet Baiyong
摄提贞于孟陬兮,Ich bin im Jahr des Tigers, im Monat des Tigers
惟庚寅吾以降。 Und am Tag des Tigers geboren
皇览揆余初度兮,Mein Vater erwog mit Sorgfalt die Zeit meiner Geburt
肇锡余以嘉名: Und gab mir von Beginn an einen feinen Namen
名余曰正则兮, Er wählte für mich den Namen Zhengze
字余曰灵均。 Und gab mir den Schriftnamen Lingjun
纷吾既有此内美兮,Das Schicksal hat mich mit vielen edlen Gaben bedacht